Die Geschichte von Hanina und ihrem Fohlen 'Inayah Arîj El Fouad ...
Wenn Ihr etwas Zeit mitbringt, erzähle ich Euch gerne die Geschichte von Hanina ...
Vielleicht erinnert Ihr Euch ja an Hanina, die schöne falbe
Araber-Berber Stute, welche beim letzten Import im Juni 2021 aus
Marokko zusammen mit ihren Freundinnen zu uns kam. Sie war noch nicht
lange bei uns, als die Glückliche eine tolle neue Besitzerin gefunden
hat. Ausserdem freute es mich, dass ihre Besitzerin Eva sie bei uns im
Stall lassen wollte. Alles lief toll für Hanina, die in ihrem früheren
Leben nicht viel Schönes erlebt hatte.
Hanina
hat in den ersten Wochen bei uns gut an Gewicht zugenommen und ich
freute mich darüber. Als ich dann jedoch im Herbst aus den Ferien
zurückkam, schien sie mir etwas eingefallen und träge. Zuerst dachte
ich, dass Hanina vielleicht noch eine weitere Wurmkur benötigen würde,
liess aber dann vorher sicherheitshalber doch die Tierärztin kommen.
Ich hatte da so einen Verdacht ...
Kurz darauf hatte sich mein vager Verdacht bestätigt ... Hanina war
mindestens im 7. Monat trächtig! Und das, obwohl der Verkäufer in
Marokko bestätigt hatte, dass sie nicht tragend sei. Auch der
marokkanische Tierarzt hatte nach Ultraschall (eventuell nicht gemacht,
sondern nur gesagt er hätte ihn gemacht) keine Trächtigkeit feststellen
können. Naja ... zu jenem Zeitpunkt wäre Hanina demnach bereits 2
Monate trächtig gewesen.
Nun ging es darum herauszufinden, ob ihr Vorbesitzer Hanina gedeckt
hatte. Natürlich stritt er weiterhin ab, dass die Stute trächtig sei.
Allerdings informierte mich Maati darüber, dass dieser Mann seine
Stuten immer im Januar decken würde. Also hatte ich wenigstens einen
Anhaltspunkt, wann der ungefähre Abfohltermin sein könnte. Ausserdem
kommt Hanina aus der Region Khenifra, wo die Maultierzucht sehr
verbreitet ist. Und der Vorbesitzer hat beides ... einen Esel- und
einen Berberhengst! Naja, das kann ja lustig werden.
Eine für mich ziemlich blöde Situation. Zuerst musste ich der neuen
Besitzerin von Hanina erklären, dass sie nun bald zwei Pferde hat, wir
mussten Hanina bestmöglichst auf die bevorstehe Geburt vorbereiten und
hoffen, dass der Winter nicht zu kalt wird!
Ende November war Hanina bereits dick und bereit zum abfohlen.
Allerdings hatte sie kein bisschen Milch. Den ganzen Monat Dezember
habe ich Hanina mit der Kamera nachts überwacht und gehofft, dass sie
noch ein bisschen mit dem Baby wartet ... wenigstens, bis sie ein
bisschen Milch hat. Aber keine Milch in Sicht! Also habe ich mich auf
die Suche nach gefrorenem Kolostrum gemacht und dieses zum Glück bei
einem liebenswerten Züchter gefunden. Danach fühlte ich mich ein
bisschen besser. Aber Hanina wartete immer noch auf frisches Gras und
wärmeres Wetter ... was sie in ihrer Heimat natürlich zu diesem
Zeitpunkt hätte. Sie war müde, schwer, sehr anhänglich und definitiv
überfällig!
Endlich am Ende des Jahres - nachdem ich sie mit homöopathischen Mitteln
unterstützt hatte - kam der Milcheinschuss! Was für ein Glück. Ich
hatte mich schon aufs Schlimmste gefasst gemacht ... ein Fohlen bei
Minustemperaturen mitten im Winter mit einer Mutter ohne Milch.
Hanina's Besitzerin Eva ist jeden Tag mit ihrem Stutchen spazieren
gegangen und hat sich liebevoll um sie gekümmert.
Und endlch, am 6. Januar 2022 um 03h40 hat Hanina's wunderschönes
Stutfohlen mit ziemlich viel Verspätung das Licht dieser Welt erblickt!
Wir haben dem schönen und energischen Stutfohlen den Namen 'Inayah
gegeben, was *Fürsorge und Interesse* bedeutet. Hanina hat die Geburt
bei kalten Minustemperaturen toll gemeistert und war sichtlich
glücklich, dass ihre Besitzerin Eva, deren Mann und natürlich wir alle
vom Stall dabei waren und ihr beigestanden haben.
Hier ein paar erste Bilder von 'Inayah und ihrer stolzen Mama Hanina ...
'Inayah
kurz nach der Geburt. Hanina kümmert sich sofort toll um ihre kleine
Tochter, während Inka und ich versuchen, das kleine tropfnasse
Fellknäuel so schnell wie möglich zu trocknen und bei den eisigen
Temperaturen warm zu halten. Das geht am besten ganz nah bei Mama und
unter viel Stroh vergraben *smile*. Während dessen kümmert sich Eva
liebevoll um ihre Hanina. Aber 'Inayah will nicht unter dem Stroh
bleiben, sondern schnell aufstehen und trinken ... Am Anfang ziert sich
Hanina noch ein bisschen und lässt ihre Tochter nur bedingt ans pralle
Gesäuge. Aber nach einiger Zeit und mit der Hilfe unserer
Praktikantinnen Claudia und Lucia sowie Inka sind Mama Hanina und
Töchterchen 'Inayah bald ein eingespieltes Team! Ich selber bin total
übermüdet durch die dauernde Nachtwache, aber unendlich glücklich, dass
Mama und Baby gesund und munter sind.
Ausserdem hat Hanina ihrer Besitzerin mit der Geburt ihrer bildschönen
Tochter 'Inayah ein wundervolles Geburtstagsgeschenk gemacht!
Wegen
der eisigen Temperaturen und Schnee lassen wir die kleine 'Inayah am
Tag ihrer Geburt im Stall. Am nächsten Morgen darf sie dann zum ersten
Mal nach draussen auf die vereiste Weide. Stolz präsentiert Hanina den
anderen Herdenmitgliedern ihre Tochter. 'Inayah hingegen beginnt
vorsichtig diese neue, grosse Welt zu entdecken. Schon kurz darauf will
sie herausfinden, was sie mit ihren langen Beinchen so alles anstellen
kann. Und sie stellt sich richtig gut dabei an *grins*!
Die
Lebensfreude der kleinen 'Inayah ist ansteckend! Und plötzlich hopsen
und springen Mutter und Tochter gemeinsam über die Weide. Hanina freut
sich bestimmt, dass sie sich jetzt ohne ihren riesigen Bauch wieder
anständig bewegen kann. Was für ein schönes Bild!
Ich
bin immer wieder erstaunt, wie schnell sich so ein kleines Wesen an
seine Lebensbedingungen anpasst. Kaum ein paar Stunden auf der Welt hat
sich 'Inayah bereits ein dickes, flauschiges Winterfell zugelegt. Ist
sie nicht wunderschön?
'Inayah's zweiter Ausflug nach draussen auf die Weide ... dieses Mal
mit Schnee! Sie ist jetzt 4 Tage alt. Am Anfang findet 'Inayah den
Schnee gar nicht lustig und will nicht auf die Weide gehen, aber schon
bald hat unsere temperamentvolle Kleine richtig viel Spass inklusive
Bruchlandung im Schnee *smile*.