Der Berber - Geschichte
Die französische Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts
Die
jüngere Vergangenheit des Berberpferdes ist geprägt von französischer
Kolonialpolitik und der Nordafrika-Politik des 3. Reiches. Mit
Beginn der französischen Besetzung Nordafrikas 1830 zog die franzosische
Armee in stärker werdendem Umfang Berberpferde für die Kavallerie
ein. Mit diesen Pferden war man allerdings nicht übermäßig zufrieden:
Wurde bei den berberischen Stämmen das Kriegspferd auf imposante
Erscheinung, die schon von Weitem drohend sichtbar und am besten
ein Schimmel war, favorisiert, so suchten die französischen Oberste
dunkle, pflegeextensive Rösser, die sich möglichst unauffällig
benahmen und einheitlich aussahen. War der Berberkrieger stolz
auf den Fettranzen, den er sich leisten konnte, seinem Kriegsroß
anzufüttern und schonte er sein Roß wo immer es ging, indem er
für die "Strecken" sein Kamel ritt und erst im Gefecht den Hengst
bestieg, der dann feurig und unverbraucht angriff, so legte die
französische Kavallerie Wert auf sehr ausdauernde Pferde, die
nicht zu Fettleibigkeit neigten und deren Sattellage beständig
mager und nicht derart veränderlich war wie bei den Berbern.
Übergroßer
Diensteifer war den Kavalleriepferden nur im Weg, Gehorsam und
Drill statt Einzelkämpfertum und Heldenmut waren gefragt. Im Kugelhagel
bewährte sich nicht länger das mutigste und wendigste Pferd, sondern
das schnellste und unauffälligste, welches sich von den schlecht
geschulten Rekruten am willigsten handhaben ließ. Der bedeutendste
Nachteil am Berberpferd bestand nämlich für die französische Heeresleitung
darin, daß die beschlagnahmten nordafrikanischen Pferde keine
fremden Reiter duldeten und sich durch sture Widersetzlichkeit
bis hin zu offener Feindseligkeit der unerfahrenen Rekruten zu
erwehren wußten. Diese Besitzertreue und die Neigung zur Fettleibigkeit
(barocke Formen) wegzuzüchten, war Hauptaugenmerk der Kreuzungsversuche
im 19. Jahrhundert, wobei die Anpaarung mit Englischem Vollblut,
Warmblut und Kaltblut bald zugunsten der "Veredlung" mit Vollblutarabern
fallengelassen wurde. Um 1880 hatte sich aus den verschiedenen
Kreuzungsversuchen mit Englischem und Arabischen Vollblut, mit
Trabern und Warmblutpferden die Kreuzung Araber-Berber als erfolgreich
herauskristallisiert und in den Pferdezuchtzentren Nordafrikas
wurden Vollblutaraberhengste deponiert.