Es
gibt immer viele Gründe, sich ein paar Tage Marokko zu gönnen ...
aber dieses Jahr bin ich einfach nur total ausgelaugt von der vielen
Arbeit während des Winters und möchte mir eine kurze Auszeit nehmen.
Henri war Ende Februar bei Abdel in Marokko, um Pferde einzukaufen.
Leider konnte ich die beiden dieses Mal nicht begleiten, da wir Mitte
Januar einen neuen Welpen bekommen haben, um welchen ich mich kümmern
musste. So habe ich Abdel gebeten, ein paar schöne und tolle Pferde
für mich einzukaufen. Abdel hat mich also bei jedem Kauf eines Pferdes
mit Bildern, Videos und Infos eindedeckt, bis ich meine 4 Pferde
gefunden hatte.
Nun nutze ich die Gelegenheit, mit meiner Mitarbeiterin Ailen ein paar
Tage nach Marokko zu fliegen, um ein wenig Zeit mit Abdel zu
verbringen, dort endlich meine Pferde kennenzulernen und natürlich auch
ein bisschen auszuspannen. Hier unser Reisebericht ...
Wieder einmal sehr spontan entscheiden wir uns nach Marokko zu fliegen.
Wir haben nur ein paar Tage Zeit, um Abdel zu informieren, den
Stallbetrieb auf unserem Gestüt zu organisieren, Flug, Auto und Hotels
zu buchen sowie unsere Koffer zu packen. Zu unserem Glück ist unsere
ehemalige Praktikantin Rahel bereit, zusammen mit unserer Praktikantin
Lisa und meiner Kollegin Ramona die Arbeit auf dem Hof für diese Zeit
zu übernehmen. Lieben herzlichen Dank Euch allen!
Montag, 18. März 2024 - Tag 1
Unser Flieger geht um 08h00 ab Genf und mein lieber Mann Urs bringt uns
am Montag mitten in der Nacht zum Flughafen. Der Flieger hebt
pünktlich ab und
wir kommen um 10h10 am Flughafen Menara
in Marrakesch an. Alles klappt reibungslos ... auch die Übergabe des
Mietwagens funktioniert dieses Mal problemlos, nachdem wir nach
längerer Sucherei dann endlich den Vermieter finden. Glaubt mir, es ist
nicht ganz so einfach ein mobiles Autovermietungsbüro in einem Dacia
auf einem Parkplatz voller Dacias zu finden!!! Wäre schneller gegangen
hätten wir gewusst, dass wir nach einem mobilen Büro suchen. Noch
schnell die Beulen,
Kratzer und das Reserverad kontrollieren, damit uns später niemand
etwas anhängen kann und schon können wir losfahren.
Dieses Mal fahren Ailen und ich direkt vom Flughafen in Marrakesch etwa
6 Stunden hoch nach Meknès, wo uns Abdel und seine Mama zum frühen
Abendessen erwarten. Es ist Ramadan ... die Menschen essen pünktlich
zum Sonnenuntergang, also um 18h30. Und da Abdel den ganzen Tag nichts
essen oder trinken durfte, wollen wir ihn auf keinen Fall warten lassen.
Wie immer schlage ich mich die ersten 5 Minuten mit der
mittlerweilen für mich ungewohnten Gangschaltung meines Mietwagens
herum, weitere 5 Minuten rege ich mich über die doch etwas eigene, um
nicht zu sagen katastrophale Fahrweise der Marokkaner auf ... nur um
dann
weitere 5 Minuten später ganz genauso zu fahren wie die Einheimischen;
hupen bei jeder Gelegenheit, rechts und links überholen, mitten auf
zwei Fahrspuren fahren, durchs offene Fenster mehr oder weniger
freundlich meine Meinung kundtun und
... und ... und *grins*!
Nachdem
wir endlich aus der Stadt Marrakesch raus und auf der Autobahn sind
machen
wir einen kurzen Stopp, essen unsere erste Tajine und decken uns mit
Wasser ein ... mein Auto zeigt bereits jetzt heisse 34 Grad an! Nach
dieser
kurzen Pause sind wir wieder gestärkt und geniessen wie jedes Mal die
schönen Landschaften entlang der fast leeren Autobahn. Anfangs
dominieren karge, wüstenähnliche Gegenden in verschiedenen Rottönen das
Bild.
Aber je weiter wir Marrakesch hinter uns lassen desto grüner wird die
Umgebung. Überall grasen gut genährte Pferde mit ihren Fohlen, dicke
Kühe und jede Menge Schafe auf den satten Weiden ... auch direkt an der
ungesicherten
Autobahn. Auch dieses Mal begegnen wir wieder einigen Kuriositäten der
marokkanischen Strassen, wie zum Beispiel dem Auto auf dem letzten
Bild, dessen Eisenstange hinten und vorne geschätzte 2 Meter auf die
Fahrbahn ragt.
Wir kommen leider nicht ganz so schnell voran wie erhofft und erreichen
Meknès erst knapp nach 18h30. Das Ramadan-Abendessen mit vielen
Köstlichkeiten steht bereits auf dem Tisch und Abdel erwartet uns schon
ungeduldig. Natürlich darf auch die marokkanische Ramadan-Suppe Harira
nicht fehlen. Diese Suppe gibts während des Monats Ramadan morgens
und abends. Zum Glück lieben Ailen und ich diese leckere Suppe sehr!
Nach einem gemütlichen Abend in der angenehmen Gesellschaft von Abdel's
Familie steht der Mond bereits hoch am Himmel, als wir endlich in
unserem Hotel Plaisance ankommen und todmüde in unsere Betten fallen.
Dienstag, 19. März 2024 - Tag 2
Der Ramadan hat auch seine Vorteile ... Da er die ganze
Nacht gegessen und gefeiert hat möchte Abdel am Morgen schlafen und
so können wir ebenfalls bis 10h00 ausschlafen. Das Frühstück in unserem
tollen Hotel beginnt natürlich mit Datteln und einem Teller Harira.
Ausgeschlafen und nach einem herzhaften Frühstück fahren wir endlich
zusammen mit Abdel zu unseren Pferden nach Bouderbala in die
Quarantäne-Station. Ich muss mich allerdings noch etwas gedulden, denn
wir brauchen noch Karotten für die Pferde. Ailen und ich
profitieren davon, beim Gemüsehändler auch noch ein paar leckere
Erdbeeren und Orangen zu kaufen.
Auf
der etwa 20 Minuten dauernden Fahrt zum Gemüsehändler begegnen wir
wieder vielen schönen Fotomotiven ... und überall blühen riesige
Calendula-Felder in kräftigem Orange.
Nun ist es soweit! Wir kommen im Quarantäne-Stall in Bouderbala an und
freuen uns, nun endlich unsere neuen Pferde kennenzulernen. Auch dieses
Jahr haben Henri und Abdel wieder viele tolle Pferde auf den Souks und
bei Privatpersonen gefunden und gekauft. Auch zwei süsse Esel einer
schweizer Bekannten stehen iim Quarantäne-Stall und werden unsere
Pferde nach Frankreich begleiten. Die Pferde begrüssen uns und
natürlich vor allem die grossen, mitgebrachten Karottensäcke freudig.
Bei
schönstem Sonnenschein und für uns ungewohnt heissen 35 Grad nehmen wir
nun unsere 4 Pferde auf den Paddock, um sie ein wenig kennenzulernen,
zu fotografieren und ein bisschen mit ihnen zu arbeiten.
Wir beginnen mit der wunderschönen und meiner Lieblingsstute Kaoutar so
ähnlichen Araber-Berber Stute Marame ...
Marame - Araber-Berber Stute mit
OMCB-Papieren - 5-jährig
Marame ist eine barocke, grossrahmige und bildschöne Jungstute. Für ihr
Alter ist sie bereits gut entwickelt und kräftig. Sie ist liebenswert,
verspielt, menschenbezogen und ein bisschen frech. Marame stammt von
einem Züchter und musste bisher noch nie arbeiten. Sie ist also noch
komplett roh. Ailen versucht nun, sie ein bisschen an der Longe zu
bewegen und ich mache ein paar Führübungen mit Marame. Wie ich es
erwartet habe, hat Marame nicht wirklich Lust, uns zuzuhören, sondern
möchte lieber Spass haben und herumtoben ... ohne uns *grins*! Aber sie
ist intelligent und lernt schnell ...
Nach
der Arbeit folgt das Vergnügen ... Marame freut sich nun riesig, dass
sie sich auf dem Paddock austoben
darf und zeigt uns alle Variationen ihrer kraftvollen Gänge *smile*. Es
macht mich
glücklich, dieser wunderschönen Jungstute beim Herumtoben zuzuschauen!
Als
nächstes nehmen wir die Araber-Berber Stute Samara auf den Paddock,
welche ich als erstes Pferd dieses Jahr gekauft habe ...
Samara -
Araber-Berber Stute ohne OMCB-Papiere - 5-jährig
Samara
ist eine wunderschöne, elegante Jungstute. Mit ihrer speziellen
Zeichnung am Kopf und ihren zweifarbigen Augen ist sie ein Blickfang.
Samara hat ein korrektes, kompaktes Gebäude und einen wunderschönen,
typvollen Kopf. Sie ist liebenswert, menschenbezogen, verspielt
und hat wundervolle Gänge. Abdel hat Samara über den Berber Maati auf
dem Souk gekauft. Sie musste bestimmt in ihrem früheren Leben bereits
arbeiten und ist für ihr junges Alter bereits recht erwachsen. Samara
wurde in Marokko bereits geritten.
Beim ersten Versuch an der Longe mit Ailen haben wir gemerkt, dass
Samara sich nur auf eine Hand longieren lässt. Sie will Ailen auf
keinen Fall auf ihre rechte Seite lassen. Auch bei mir klappt es nicht
besser *smile*. Nach einer Weile bemerke ich, dass Samara wohl auf
ihrem blauen Auge von der starken Sonne geblendet ist und mich deshalb
auf dieser Seite schlechter sehen kann. Aber Samara ist sehr
intelligent und merkt schnell, dass ich auch auf ihrer schlechten Seite
nicht gefährlich bin und schenkt mir dann doch noch eine Volte rechts
herum.
Samara ist eine feinfühlige und geniale Jungstute und ich freue mich
sehr auf die Arbeit mit ihr!
Zur
Belohnung darf Samara sich anschliessend natürlich auch noch ausgiebig
auf dem Paddock austoben. Ich liebe ihre leichten und kraftvollen
Bewegungen und ihren aufmerksamen Blick. Diesem wachen und
cleveren Mädchen entgeht nichts!
Als drittes
Pferd nehmen wir die falbe Araber-Berber Stute Kassia auf den Platz ...
Kassia - Araber-Berber
Stute mit OMCB-Papiere - 7-jährig
Kassia
ist eine bildschöne, sanfte und liebenswerte Stute und mit ihrer tollen
Falb-Farbe ein Blickfang für jeden Liebhaber von Spezialfarben. Kassia
hat ein korrektes Gebäude, eine schöne, lange Halsung und einen
wundervollen Kopf mit viel Ausdruck in ihren sanften Augen. Sie
hat einen ruhigen, ausgeglichenen Charakter und ist sehr
menschenbezogen. Kassia ist noch ein wenig mager, aber mit Abdels guter
Pflege wird sich das bald ändern. Kassia wurde in Marokko bereits
geritten.
An der Longe mit Ailen macht Kassia vorsichtig, aber gelassen mit und
versucht immer die Hilfen von Ailen zu verstehen und umzusetzen. Diese
Stute ist ein Schatz und ich hätte sie am liebsten gleich eingepackt
und mitgenommen. Ich freue mich sehr, sie bald besser kennenzulernen.
Natürlich
darf sich auch Kassia noch ein bisschen die Füsse vertreten. So ruhig und vorsichtig
sie mit uns gearbeitet hat, so ausgelassen tobt sie hinterher auf dem
Paddock herum *smile*. Es ist eine wahre Freude, ihr dabei zuzuschauen!
Zum
Schluss darf nun auch unser Nesthäkchen Makrouma mit uns auf den
Paddock ...
Makrouma -
Araber-Berber Stute mit OMCB-Papiere - bald 5-jährig
Die
süsse und bildhübsche Makrouma mit ihrer speziellen Rapp-Sabino Farbe
ist unser Nesthäkchen. Obwohl fast gleich alt wie Marame und
Samara, wirkt Makrouma noch viel mehr wie ein Fohlen. Makrouma wird sich in nächster Zeit zu
einer wahren Schönheit entwickeln. Sie hat ein elegantes Gebäude, steht
im Hochplateau-Typ und hat traumhafte Gänge. Makrouma ist liebenswert,
menschenbezogen, total verspielt, etwas frech und hat ein gelassenes
Wesen.
Makrouma macht bei der Longenarbeit mit Ailen gut mit, lässt sich aber
noch schnell ablenken. Ich liebe dieses coole und lauffreudige
Jungpferd und freue mich auf die Ausbildung mit ihr!
Auch
Makrouma darf sich noch ein wenig auf dem Platz austoben ... Da sie
noch nicht so gerne alleine ist, lassen wir Kassia zu ihr. Makrouma ist
ein kleiner Wirbelwind ... sie rast, hopst, wendet, buckelt und hat
einfach nur total viel Spass! Diese Kleine ist wirklich Schatz!
Langsam wird es richtig
heiss und wir verschieben uns in den Schatten der Ställe. Nachdem Ailen
und ich nun alle 4 Pferde gesehen, kennengelernt und ein wenig mit
ihnen gearbeitet haben, bin ich immer noch voll überzeugt von meiner
Wahl. Ich bin Abdel sehr dankbar, dass er diese Perlen für mich
gefunden hat.
Im Stall steht noch eine sehr ängstliche braune Stute und Abdel bittet
mich darum, mir sie anzuschauen. Nach etwa einer halben Stunde in ihrer
Box fängt sie an, mir aus der Hand zu fressen. Also informiere ich
Abdel, wie er am besten ihr Vertrauen gewinnen kann.
Dann fragt mich Abdel, ob ich auch die anderen, noch nicht reservierten
Pferde sehen möchte. Natürlich will ich! Also holt Abdel eins nach dem
anderen alle Pferde aus ihren Boxen. Ich habe leider nicht alle
fotografiert, aber ein knapp 2-jähriges dunkelbraunes Roan-Fohlen hat
sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Die Kleine ist so wunderschön und
typvoll ... leider aber mindestens 2 Jahre zu jung für mich dieses Mal.
Sollte sich aber jemand genau für sie interessieren; sie steht noch zum
Verkauf. Auch eine elegante Fuchsstute mit heller Mähne, von der
Rennbahn gekauft, wird sicher mit ein paar Kilos mehr ganz toll und erinnert mich Flifla.
Und dann bringt Abdel noch eine wunderschöne, barocke Rappstute, welche
er erst kürzlich gekauft hat. Die schwarze Schönheit heisst Jamila und
alle meine guten Vorsätze, was die Anzahl meiner Pferde angeht, lösen
sich augenblicklich in Luft auf *smile* ...
Also bitte ich Abdel, Jamila ein wenig im Paddock laufen zu lassen,
damit ich sie in Bewegung sehen kann.
Jamila - Araber-Berber Stute mit
OMCB-Papiere - 8-jährig
Jamila ist ein Traum! Sie ist kompakt und korrekt gebaut,
hat einen
ausdrucksstarken, typvollen Kopf und wunderbare Gänge. Sie hat einen
starken, coolen Charakter, ist liebenswert und menschenbezogen. Ich
MUSS sie einfach haben ... Allerdings ist die Schwarze bereits
vorreserviert, wie ich von Abdel erfahre. Aber nach einer kurzen
Diskussion per Telefon mit Henri nach dem Abendessen und einem tiefen
Griff in die Tasche *smile* darf die Schöne mit in die Schweiz kommen!
Ich freue mich schon riesig darauf, mit Jamila zu arbeiten.
Also sind
es nun doch 5 Pferde geworden, welche dann Ende April 2024 zu uns nach
Matzenried kommen werden. Ich freue mich schon riesig auf die
Schönheiten!
Es ist schon später Nachmittag und so verlassen wir schweren Herzens
unsere Pferde und fahren zurück zum Hotel, um uns ein wenig auszuruhen
und für das Abendessen bei Abdel's Familie frisch zu machen. Der Tag
endet im Kreis von Abdel's Familie so schön und entspannt wie er begonnen hat. Der Abschied fällt wie immer schwer, doch wir
freuen uns schon auf ein baldiges Wiedersehen und gehen zurück in unser
Hotel, um ein bisschen zu schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag
...
Mittwoch, 20. März 2024 - Tag 3
Ich habe schlecht geschlafen heute Nacht und wache mit üblem Schluckweh
und vermutlich Fieber am Morgen auf. Schätzungsweise haben wir es mit
der Klimaanlage im Auto übertrieben! Heute ist der denkbar schlechteste
Tag zum krank werden! Wir fahren die etwa 6-stündige Strecke von Meknès
nach Marrakesch. Dort wollen wir den Platz Jemaa El Fna und die Medina
besuchen, etwas essen und anschliessend weitere 3 Stunden nach
Essaouira fahren.
Nach dem Frühstück wollen wir schnell losfahren ... Ich möchte aber
vorher noch schnell in eine Apotheke gehen und ein Medikament gegen
meine Schluckbeschwerden holen. Die Apotheken sollen ja alle um 09h00
öffnen. Aber leider gelten die Öffnungszeiten nicht für den Ramadan.
Also fotografiert Ailen eine Liste aller Apotheken und wir fahren dann
wie wild durch die halbe Stadt Meknès. Leider ohne Erfolg. Erst kurz
nach 10h00 finden wir eine Apotheke, welche gerade aufschliesst. Sobald
ich meinen Spray habe, fahren wir mit ziemlicher Verspätung endlich los
über Rabat, Casablanca, Settat, Ben Guerir nach Marrakesch.
Wieder fahren wir vorbei an wunderschönen Landschaften in gelb und
violett mit Schafen, Kühen, Ziegen, Kamelen und Pferden ... und ein
paar komischen roten Figuren mit Erdkugeln oben drauf. Erst später
erfahren wir, dass es sich dabei um eine Art Trüffel handelt. Ailen
entdeckt auch ein Storchennest auf einem Mast der Zahlstelle der
Autobahn.
Ailen hält mein Jammern aus und versucht mich wachzuhalten. Kurz vor
Marrakesch wird dies dann schwierig und wir legen eine kurze Pause ein. Kaum ist die Autotür offen
begrüsst uns auch schon eine freundliche, hübsche Strassenhündin.
Natürlich bekommt sie jede Menge Streicheleinheiten von Ailen und Kekse
sowie Wasser von mir.
Endlich
kommen wir in Marrakesch an und suchen dann mindestens 1 Stunde
verzweifelt im Irrgarten der marokkanischen Strässchen und Gassen einen
Parkplatz in der Nähe des Jemaa El Fna. Ich übermüdet, krank und
gestresst, Ailen am navigieren (da Waze uns mangels Netzwerk verlassen
hat), die marokkanische Bevölkerung auf Mopeds und Fahrrädern sowie zu
Fuss kriminell in den Gassen unterwegs ... definitiv keine gute
Mischung! Aber irgendwann schaffen wir es endlich, einen bewachten
Parkplatz zu finden.
Nach
einem
kurzen Besuch in der wie immer wunderschönen, aber erstaunlich wenig
bevölkerten Medina entscheiden wir uns für ein kleines Lokal
mitten im Markt mit einer tollen Dachterrasse. Dort geniessen wir unser
Abendessen in magischer Stimmung ... natürlich dürfen Harira und Felfel
nicht fehlen. Es ist schon spät, uns wird langsam kalt und wir müssen
noch 3 Stunden fahren bis nach Essaouira. Also rufe ich das Hotel an
und melde uns für 23h00 an. Wir machen uns dann auf den Weg zurück
durch die
Medina, wo sich ein paar hungrige Kätzchen über die Reste von Ailens
Abendessen freuen, über den geschäftigen Jemaa El Fna mit Händlern,
Schlangenbeschwörern und Wasserträgern bis hin zu unserem gut
bewachten Auto.
Hundemüde machen wir uns auf den Weg über die Landstrasse nach
Essaouira. Keine Ahnung, weshalb wir uns für die Landstrasse *by night*
entschieden haben, aber es ist definitiv nicht die beste Entscheidung
unseres Lebens. Da läuft alles über die Strasse ... Katzen, Hunde, Esel
und natürlich wie immer Menschen wie Hühner, ohne nach rechts oder
links zu schauen. Irgendwann finde
ich eine weitere Apotheke und decke mich nochmals mit Medizin ein. Mir
scheint als würden die Kilometer nicht weniger werden, aber ich denke,
wir können die mit dem Hotel vereinbarte Zeit einhalten.
Bis uns dann die *keine Ahnung wie vielte Polizeikontrolle* auf dieser
Strecke doch noch zum Verhängnis wird ... Anhalten, kontrollieren und
natürlich als Frau alleine nachts in Marokko unterwegs auch noch
vorwurfsvoll ausfragen lassen. Der Polizist checkt das Fahrzeug und
wird natürlich fündig. Bei einem Rücklicht ist die Abdeckung
angebrochen. Das Licht funktioniert zwar einwandfrei, aber das geht gar
nicht! Irgendwie verwunderlich, da sonst auf Marokko's Strassen ja
alles geht ... kein Licht bei Mofas, Menschen auf Pickup-Ladeflächen,
völlig zerbeulte Auto und Karren (wohlverstanden entweder mit total
demolierten, funktionsuntüchtigen oder sogar gänzlich fehlenden
Rücklichtern). Aber eine angebrochene Abdeckung ... NEIN! Also streite
ich mich eine Weile schlecht gelaunt mit dem ebenso schlecht gelaunten
Polizisten und bezahle dann die Busse.
Alles in allem haben wir eine halbe Stunde verloren und kommen nun
todmüde um 23h30 endlich in unserem wunderschönen Riad-Hotel Maison du
Sud in Essaouira an. Und trotz der Verspätung werden wir freundlich
begrüsst und erhalten sogar noch ein Upgrade ... eine kleine Suite
anstatt eines einfachen Zimmers!
Donnerstag, 21. März 2024 - Tag 4 Erstaunlicherweise
konnte ich diese Nacht gut schlafen und wache heute
Morgen ausgeruht und weniger krank auf. Offenbar haben die
marokkanischen Medikamente geholfen. Entspannt im Bett liegend höre also noch eine Weile dem
fröhlichen Geschrei der Möwen zu. Bald darauf geniessen Ailen und ich
ein leckeres
Frühstück im wunderschönen Riad Maison du Sud aus dem 18. Jahrhundert
mit seinen vielen Nischen und versteckten Sitzgelegenheiten.
Heute
wollen wir uns einfach treiben lassen. Das kann man sehr gut in
Essaouira. Dieses kleine Städtchen lädt zum Verweilen und Entdecken ein
... Also gehen wir nach einem Blick von der Dachterrasse unseres Hotels
hinunter in die Medina ... ohne Ziel, einfach nur ein bisschen durch
die Medina spazieren, vielleicht auch etwas Schönes zum Kaufen finden
und einfach den Tag geniessen.
Das mit dem Tag geniessen klappt super ... wir spazieren durch die
Medina und kaufen Schmuck, Kissen, ein wunderschönes Bild, ein paar
Holzgeschenke aus Thuja, aus Naturfarben hergestellte Tonschalen,
Gewürze, Kleider ... das macht hungrig.
Quasi neben dem Fischmarkt setzen wir uns in ein kleines Restaurant und
essen was wohl? Harira! Natürlich noch mit Omelett und Briques. Kaum
setzen wir uns hin kommt auch schon ein süsses kleines Kätzchen und
macht es sich gemütlich auf Ailen's Schoss. Wie bereits mehrmals
erzählt
ist Essaouira die Stadt der Katzen. Es ist immer wieder faszinierend,
wo sie sich überall niederlassen. Der Gewürzverkäufer, bei dem ich
immer meine Kräuter kaufe hat für *seine* Katze und ihre Babies sogar
hinter einem Gewürzregal und mit Plane abgedeckt ein warmes und
sicheres Nestchen gebaut. Die Katzen dürfen alles in dieser Stadt! Denn
die Händler wissen, dass die Touristen Katzen lieben *smile* ...
Nachdem wir
jetzt den ganzen Tag in der Medina herumgelaufen sind und Sachen
gekauft haben, die bestimmt die Gewichtslimite unserer Koffer sprengen
werden möchten wir uns heute Abend noch den Sonnenuntergang auf der
Festung anschauen. Leider werden wir aber um 18h00 von dort verscheucht
... Ramadan-Regeln! Trotzdem können wir ein paar schöne Bilder
schiessen.
Nun sind
wir hungrig und gehen in ein uns bereits bekanntes kleines Restaurant
zum
Abendessen. Die Innendekoration ist nicht die Schönste, dafür aber isst
man richtig gut und die Leute sind sehr nett. Heute gönnen wir uns
natürlich nach dem Felfel mit Brot und Oliven eine Harira zur
Vorspeise. Ailen nimmt anschliessend Huhn mit Safranreis, ich Huhn mit
süssen Zwiebeln, Weinbeeren und Couscous ... dazu bestellen wir den
weltbesten marokkanischen Yoghurt mit Honig zum Nachtisch. So muss ein
Urlaub enden! *smile*
Es waren erfolgreiche, schöne Tage und einmal mehr komme ich mit tollen
Pferden zurück in die Schweiz. Ich bin sicher, auf jedes dieser genialen Pferde
wartet genau der richtige Besitzer in der Schweiz und ich bin
glücklich, diesen
Pferden eine schöne Zukunft bei netten Menschen bieten zu können!
Freitag, 22. März 2024 - Tag 5
Es ist 03h30 und ich bin nicht wirklich glücklich jetzt nachts 3
Stunden auf der marokkanischen Landstrasse Richtung Marrakesch zu
fahren ...
Der Weg ist lang und mühsam, die Lichter meines Mietautos schwach, die
Scheibenwischer bringt bereits der feine Sprühregen heute Morgen an ihr
Limit, Ailen navigiert und hält mich wach. Heute halten sich die Tiere
von der Landstrasse fern und ich bin sehr glücklich darüber. Würden es
ihnen nur die schwarz gekleideten Fahrrad- und Mopedfahrer ohne Licht
gleichtun.
Wir kommen ohne Unfälle pünktlich um 07h00 am Flughafen Menara an und
geben unser Mietauto zurück. Nach einem dringenden Besuch auf den super
sauberen Container-Toiletten des Parkplatzes schenken wir der für die
Reinigung verantwortlichen netten Frau dort unseren ganzen Sack
Zwischenverpflegung (Chips, Getränke, Kekse und vieles mehr) für ihre
Kinder. Wir können ihn eh nicht mitnehmen, da unser Gepäck übervoll und
viel zu schwer ist ... Essaouira's Medina sei Dank! Die Frau bedankt
sich überschwänglich dafür.
Am
Flughafen Menara ist wie immer viel los. Heute allerdings kommen wir
gut voran und haben sogar noch etwas Zeit übrig, um uns ein Sandwich
und ein Dessert zu kaufen, bevor der Flieger pünktlich abhebt.
Da das Flugzeug nur knapp halb voll ist, können wir uns je 3
Sitzplätze sichern. Ich schlafe sofort ein! Als ich das nächste Mal
aufwache, sehe ich die
Alpen durchs Fenster ... eben waren wir noch in
Afrika, jetzt schon fast wieder zuhause!
An
dieser
Stelle ein herzliches DANKESCHÖN unseren lieben Helfern Rahel, Lisa und
Ramona, welche uns diese Reise ermöglicht haben und sich mit vollem
Einsatz um unsere Pferde und
das Gestüt zuhause gekümmert haben. Ihr seid die Besten!
Das wars schon wieder mit unserem Reisebericht aus Marokko 2024. Wir
sind glücklich über die Pferde, welche wir in Marokko
gefunden haben. Ich hoffe, ich konnte Euch
einen kleinen Eindruck über unsere Arbeit mit und für die
marokkanischen Pferde vermitteln. Wenn Ihr an einem der neuen
Verkaufspferde interessiert seid, dürft Ihr Euch gerne bei mir melden.
Vielen Dank fürs Zuschauen!