Deutsch | Français
Reise Marokko 2022
Es gibt immer viele Gründe, um sich ein paar Tage Marokko zu gönnen ... aber dieses Jahr bin ich gezwungen zu gehen, weil meine letzten Verkaufspferde aus Marokko bereits fast alle verkauft sind. Also planen Ailen und ich vom 24. - 31. Mai 2022 nach Marokko zu fliegen, um mit Abdel und Henri neue Pferde für meine Kunden auszuwählen. Hier unser Reisebericht ...

Das ist der Plan ... nur die Realität sieht etwas anders aus! Meine beiden hochträchtigen Zuchtstuten Yakout und Ecume hätten schon lange ihre Fohlen bekommen müssen und solange die Babies nicht da und gesund sind, gehe ich bestimmt nicht weg vom Hof. Also heisst es abwarten ... Dann möchten auch noch meine beiden Praktikantinnen Hannah und Lucy mitkommen, was mich vor ein grosses organisatorisches Problem stellt: wer übernimmt unsere Arbeit hier auf dem Gestüt? Meine tolle, ehemalige Praktikantin Inka übernimmt zu meiner grossen Freude hier während unserer Abwesenheit die Verantwortung und viele liebe Helfer unterstützen sie dabei. Und endlich, 3 Tage vor dem geplanten Reisedatum bekommt nun auch Ecume ihr hübsches Stutfohlen, allerdings geht es der Mama anfangs nicht gut, also heisst es wieder abwarten. Dann endlich, am Sonntag buchen wir unseren Flug, packen rasch noch ein paar Dinge zusammen und instruieren Inka. Endlich geschafft!



Dienstag, 24. Mai 2022 - Tag 1
Unser Flieger geht um 06h00 ab Genf und mein lieber Mann Urs bringt uns am Montag mitten in der Nacht zum Flughafen. Unser Flieger hebt pünktlich ab und wir kommen sogar etwas früher als geplant um 08h00 am Flughafen Menara in Marrakesch an. Alles klappt reibungslos ... auch die Übergabe des Mietwagens funktioniert dieses Mal problemlos. Noch schnell die Beulen, Kratzer und das Reserverad kontrollieren, damit uns später niemand etwas anhängen kann und schon können wir losfahren.

Dieses Mal habe ich unser Reiseprogramm etwas umgestellt. Da Henri erst am Freitag in Marokko eintrifft werden wir zuerst zwei Tage Urlaub in Marrakesch und Essaouira machen, um anschliessend mit Abdel und Henri zusammen neue Pferde einzukaufen.

Es ist noch früh am Morgen und wir einigen uns, dass wir zuerst ein paar Stunden in die Innenstadt von Marrakesch zum Platz Jemaa El Fna mit seiner grossen Medina fahren. Hannah und Lucy waren noch nie in Marokko und die Medina mit ihren bunten Farben, Gerüchen, ihren feilschenden Händlern und dem orientalischen Charme wird ihnen bestimmt gefallen. Ausserdem wollen die Mädels shoppen!

Also machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Willkommen in Marokko! Ich muss mich zuerst wieder an die doch etwas andere Fahrweise auf den marokkanischen Strassen gewöhnen und nicht zögern bei jeder sich bietenden Gelegenheit meine Hupe zu benützen. Ausserdem ist es nicht ganz einfach, einen Parkplatz direkt neben der Medina zu finden ... aber wir haben Glück ...







Nach schönen, magischen und lustigen 6 Stunden in der Medina, einem tollen Frühstück-Mittagessen im wunderschönen Café Arabe mit anschliessender Siesta und geschätzten 100 Kilometern Fussmarsch sind wir alle etwas erschöpft und machen uns auf die Suche nach unserem Auto ... wo hatten wir es schon wieder abgestellt? Erstaunlicherweise finden wir das Auto relativ schnell wieder und machen uns einen Moment später auf den Weg nach Essaouira. Und schon bald begegnen uns die ersten bis unters Dach vollgeladenen Kleinlaster mit bedenklicher Schieflage ... Da bin ich immer froh, wenn ich sie ohne Strohballen auf meinem Autodach überholen kann.

Es ist schon spät, als wir in Essaouira ankommen und in unser wunderschönes Hotel Maison du Sud aus dem 18. Jahrhundert einchecken. Nach einem leckeren Abendessen im kleinen Restaurant Adwak gehen wir noch ein paar Schritte durch die Medina und fallen anschliessend müde in unsere gemütlichen Betten.





Mittwoch, 25. Mai 2022 - Tag 2
Heute dürfen die Mädels ausschlafen solange sie wollen, was sie nach der anstrengenden letzten Zeit auf dem Gestüt auch wirklich nötig haben. Nachdem wir dann im Hotel ein leckeres, marokkanisches Frühstück gegessen haben, möchten Ailen und ich Hannah und Lucy das hübsche Städchen Essaouira mit seiner Festung, der Medina, in welcher viel Kunsthandwerk angeboten wird, das Meer, den Fischerhafen, das traditionelle marokkanische Essen sowie den eizigartigen Sonnenuntergang zeigen. Natürlich müssen wir auch noch jede Menge Geschenke für unsere lieben Helfer zuhause, meinen Mann und andere Freunde kaufen.
Zuerst spazieren wir durchs Städtchen in Richtung Hafen und die Mädels schauen sich das wilde Meer an ... Lucy klettert natürlich sofort über die Mauer, um noch näher am Wasser zu sein.

Dann gehen wir weiter zum geschäftigen Fischerhafen mit seinen malerischen blauen Booten, den vielen Möwen, Katzen, Hunden und vielen anderen hübschen Fotosujets ... Hannah liebt die Hunde hier, egal wie nass oder dreckig sie sind *smile*. Der kleine Welpe hat sich ein tolles Plätzchen auf einem alten Teppich an der Sonne ergattert und freut sich über die Streicheleinheiten der Touristen, während seine Mama und seine Geschwister ein paar Meter weiter im Schatten schlafen.
Dann schlendern wir gemütlich durch die hübsche Medina und schauen uns anschliessend die Festung mit ihren Kanonen und der tollen Aussicht aufs Meer an. Hannah und Lucy haben jede Menge Spass hier ... Ailen und ich versuchen, den Charme dieses einzigartigen Ortes mit unseren Kameras einzufangen.
Wir haben Hunger und so gehen wir in ein kleines italienisches Restaurant gleich neben der Festung. Die Bedienung bringt uns sogar Strohhüte, damit wir uns in der heissen marokkanischen Sonne nicht verbrennen, während wir leckere Pasta und Salat essen.
Nach dem Essen wollen die Mädels schon wieder shoppen ... also trennen wir uns. Hannah und Lucy gehen in der Medina einkaufen, Ailen und ich suchen noch nach Geschenken für Helfer und Familie zuhause und dann wollen wir auch noch zum Fischmarkt.
... und Essaouira ist und bleibt die Stadt der Katzen ... hier ein paar Impressionen der süssen 4-Beiner.
Am Abend möchten wir uns noch den Sonnenuntergang von der Festung aus ansehen. Ich bin jedes Mal wieder aufs Neue fasziniert von der Schönheit hier. Nachdem die Sonne untergegangen ist, gehen wir zum Abschluss unseres wundervollen Tages noch in ein kleines Restaurant mit typisch marokkanischer Küche und geniessen die leckere marokkanische Suppe Harira, Tajine, Reis, Salat, feinen Yoghurt mit Honig und marokkanisches Gebäck.






Donnerstag, 26. Mai 2022 - Tag 3
Heute Morgen müssen wir Essaouira schweren Herzens schon wieder verlassen ... die Arbeit ruft! Als wir bei den Stadtmauern von Essaouira ankommen ist unser Auto nirgends zu finden und mit ihm der Autoschlüssel, den ich bei der Ankunft einem Parkwächter in die Hand gedrückt hatte. Aber mit der Hilfe von mehreren Leuten finden wir unser Auto dann ein paar 100 Meter ausserhalb am Strassenrand geparkt. Bis jedoch der passende Autoschlüssel dazu ebenfalls noch auftaucht dauert es etwa 30 Minuten ... Zeit, um noch ein paar letzte Bilder von Essaouira und dem Meer zu schiessen.
Es ist 09h30 und der Schüssel ist jetzt angekommen! Nun können wir endlich den langen Weg von etwa 8 Stunden nach Meknès unter die Räder nehmen, wo uns mein Freund Abdel bereits erwartet.

Wir fahren von Essaouira los Richtung Safi, weiter nach Casablanca, Tanger und schliesslich nach Meknès. Hier ein paar Impressionen der eindrucksvollen Landschaften Marokkos ... vom hohen bis zum mittleren Atlas! Wie meistens sehen wir während unserer Reise viele Kuriositäten, welche bei uns in der Schweiz nicht denkbar wären. Meine Favoriten sind der Heuwagen (mal schauen, was unsere Bauern zu so einem Arbeitsgerät sagen würden) und der Abtransport von Pet-Flaschen per Kastenwagen *smile*. Dieses Jahr begegnen wir ausserdem vielen grossen Schildkröten mitten auf der Strasse ...
Heute ist der Verkehr in Meknès gut zu bewältigen und wir kommen um etwa 17h30 in unserem schönen Hotel Plaisance an. Nach einer kleinen Pause treffen wir uns noch mit Abdel zu einem gemütlichen Abendessen. Ich zeige Abdel das Fotobuch aller bereits aus Marokko zu mir importierten Pferde, das ich auf seine Bitte hin für einen Mitarbeiter beim SOREC gemacht habe, welcher uns schon häufig eine grosse Hilfe beim Import unserer Pferde war ... mittlerweile sind es fast 100 Pferde! Es tut gut, endlich wieder ein wenig Zeit mit Abdel verbringen zu können. Wir sehen uns viel zu selten und ich hoffe, dass er dieses Mal mit den Importpferden bis zu uns in die Schweiz kommen kann.


Freitag, 27. Mai 2022 - Tag 4
Nach einer erholsamen Nacht mit viel Schlaf freuen wir uns nun sehr darauf, die bereits durch Abdel gekauften Pferde in unserer Quarantäne-Station in Bouderbala kennen zu lernen. Da Abdel noch Futter und Karotten für die Pferde braucht, entscheiden wir uns direkt nach Bouderbala zu fahren, dort zu frühstücken und gleichzeitig das Pferdefutter zu kaufen. Endlich kommen wir in der Quarantäne-Station an, wo unsere Pferde bereits ungeduldig auf die Karotten warten.
Ich bin gespannt auf die Pferde! Immer wenn ich nach Marokko fahre, um neue Pferde einzukaufen, gehe ich mit einer bestimmten Vorstellung dorfhin ... Dieses Mal möchte ich vor allem Pferde mit etwas hellerer Fellfarbe mitnehmen, da ich zuhause noch 4 schwarze und dunkelgraue Verkaufspferde habe. Also nichts wie los und schauen, welche der bereits gekauften Pferde mich interessieren könnten! 

Schnell entdecke ich die Brandfuchsstute mit ihrem Baby sowie die mausfalbe Stute, welche ich im voraus bereits bei Henri reserviert hatte. Auch TOUBA mit ihrem Sohn IAZID, die meine Freundin Pascale gekauft hat, fallen mir sofort auf.

Natürlich schaue ich mir auch alle anderen Pferde an ... und so kommt's wie es kommen musste! Ich entdecke eine wunderschöne dunkelbraune Stute (also nicht wirklich ein Pferd mit heller Fellfarbe) mit traurigem Blick. Die Schönheit heisst FJBILA - für mich Europäerin kaum aussprechbar - und ich bin sofort *schockverliebt*!
Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, wenn es um Pferde geht ... mein Herz sagt bereits jetzt JA zu der schönen Braunen. Aber da ich mir vorgenommen habe, dieses Mal nur 3 Pferde zu importieren, möchte ich erst die beiden bereits reservierten Pferde näher kennenlernen, bevor ich mich für das dritte entscheide. Abdel hat ausserdem noch andere, hübsche Pferde gekauft, welche ich mir ebenfalls noch ansehen möchte.

Also nehmen wir zuerst CARSSA, die schöne 9-jährige Brandfuchsstute mit ihrem Stutfohlen auf den Platz.

CARSSA gefällt mir sehr gut ... sie ist elegant, hat schöne Gänge, ein angenehmes Wesen und OMCB-Papiere. Ausserdem wird sie mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen und etwas Ausbildung bestimmt wunderschön. Ich bleibe bei meiner Entscheidung ... CARSSA wird demnach im Sommer zu uns in die Schweiz kommen.

Als nächstes Pferd nehme ich die mausfalbe, 7-jährige Stute ZOUINA auf den Paddock ...
Auch ZOUINA gefällt mir sehr gut und sie hat mit ihrer sanften Art mein Herz erobert. Einmal aufgefüttert und trainiert wird sie ein kräftiges, robustes Pferd. Sie hat keine OMCB-Papiere. Abdel hat ihr den Namen ZOUINA gegeben, was *die Hübsche* bedeutet.

ZOUINA hat - wie fast alle Pferde mit dieser wie die Marokkaner sagen *Eselfarbe* - nicht viel Glück in ihrem bisherigen Leben gehabt. Sie musste am Wagen arbeiten, wurde nicht wertgeschätzt und hatte bei ihrer Ankunft in der Quarantäne-Station überall Striemen vom Geschirr. Ich bin überzeugt von Gebäude und Charakter dieser Stute und so wird ZOUINA ebenfalls im Sommer zu uns in die Schweiz kommen.

Als nächstes zeigt mir Abdel eine bereits reservierte Braune und eine junge Rappstute. Beide Pferde sind wunderschön, aber die Rappstute ist mir etwas zu jung für dieses Lot. Danach führt er mir eine bildschöne, bereits verkaufte Rappstute mit ihrem Sohn vor. Die Mutter ist schon vergeben ... der Sohn zu jung.
Nun nehme ich noch TOUBA und ihren Sohn IAZID auf den Paddock, um für Pascale ein paar Bilder und Videos zu machen.
Der noch sehr jungen TOUBA sieht man an, dass sie bereits vor der Geburt ihres Sohnes wenig Reserven hatte ... viel zu jung für ein Fohlen und zu mager. Nun wird sie nach dem Absetzen ihres Sohnes und dank Abdels guter Pflege und Fütterung bestimmt bald an Gewicht zulegen. Ich bin fasziniert von der Eleganz, der liebenswerten Art und der Schönheit dieser beiden Pferde!

Da wir zum Mittagessen bei Abdel's Mutter eingeladen sind, bleibt mir nur noch Zeit für ein weiteres Pferd an diesem Vormittag ... ich entscheide mit für FJBILA, die schöne, 8-jährige Dunkelbraune mit dem traurigen Blick.

FJBILA ist einfach genial, ein Pferd genau nach meinem Geschmack ... und sie hat mir sofort ihr Vertrauen geschenkt. Sie hat Charakter, ein schönes Gebäude, ein gesundes Temperament ... ein tolles Pferd! Da ich aber nur 3 Pferde kaufen will, muss ich die nächsten zwei Tage darüber nachdenken, was ich möchte.

Nun ist es Zeit für das Mittagessen bei Abdel's Mutter und wir machen uns auf den Weg in unser Hotel, um zu duschen. Anschliessend treffen wir uns im Quartier Al Bassatine bei Abdel wieder. Es ist schön, ein wenig Zeit mit Abdel's liebenswerter Familie zu verbringen. Es gibt Couscous mit Poulet, Gemüse, Mandeln, süssen Zwiebeln und Rosinen ... ein Traum! Abdel's Mutter und seine Schwester sind definitiv die besten Köchinnen Marokkos ...



Nach dem Essen, ein paar netten Gesprächen und einer kleinen Siesta müssen wir uns auch schon auf den Weg machen nach Casablanca zum Flughafen ... Henri kommt um 21h30 mit dem Flieger an und natürlich holen wir ihn ab. Abdel drängt zur Eile und wir sind viel zu früh dort *smile*. Auf dem Weg zum Flughafen treffen wir an der Autobahnzahlstelle im grössten Gedränge mit Hupkonzert einen Pickup mit zwei total coolen Fantasiahengsten an. Erst nach 23h00 kommt Henri endlich aus dem Flughafengebäude ... irgendein Problem mit den Koffern dieses Flugs.
Im Konvoi (jetzt sind wir ja 6 Leute) fahren wir weiter nach Settat, wo morgen der grosse Souk stattfindet. Hundemüde von den vielen Eindrücken fallen wir im mit Abstand schlechtesten Hotel Marokkos in unsere steinharten Betten *smile*.


Samstag, 28. Mai 2022 - Tag 5
Wir stehen früh auf und gehen direkt zum Souk. Vielleicht finden wir ja ein paar Pferde, denen wir ein Leben in Europa ermöglichen können.

Wie immer betrübt mich der Anblick der vielen gezeichneten, geschlagenen, verletzten und ausgehungerten Pferde, Esel, Mulis, Ziegen, Kühe und Schafe auf den Souks. Menschen, die ihre sowieso schon ausgemergelten und lebensmüden Tiere grundlos schlagen und herumzerren ... Und dieses Jahr erscheint mir alles irgendwie noch schrecklicher ... ein Grund dafür ist wohl der trockene und kalte Frühling. Das Futter für die Tiere ist knapp! Um den Ärmsten dieser Tiere ein bisschen Würde zu erhalten habe ich sie nicht fotografiert. Trotzdem möchte ich Euch diese Seite Marokkos nicht vorenthalten.

*ohne Worte*


Und dann findet man an diesem Ort der Traurigkeit doch noch ein paar Lichtblicke ...
- ein Mann, der inmittem des Trubels mit seinem Hengst ganz ruhig da steht, ihn nicht schlägt, sondern ihm Sicherheit gibt ...
- ein Mann, der seiner Stute die Hand auf den Hals legt, ganz so als wolle er sie beschützen ...
- ein junger Mann, der seine gut genährte, geputzte Stute mit ihrem runden Fohlen zum Kauf anbietet ...
Obwohl ich nun schon seit einigen Jahren auf die Souks von Marokko gehe, macht mich das Leid dieser Tiere immer wieder betroffen und traurig ... Hannah und Lucy, die zum ersten Mal auf einem Souk sind, brennen die Tränen in den Augen und Ailen ist nur noch wütend.

Dazu kommt, dass wir heute wohl kein Pferd finden, welches wir mitnehmen können ... zu viele der Tiere sind verletzt. Also machen wir uns auf den Heimweg. Kurz bevor wir den Souk verlassen entdeckt Abdel eine abgemagerte, aber sonst unverletzte Rappstute. Maati, der uns immer mal wieder beim Kauf der Pferde hilft, vermittelt ... und schon kurz darauf gehört die Stute uns. Die Kleine hatte heute ihren Glückstag und wird dem Elend dieses Ortes entrinnen! Maati wird sie morgen nach Khénifra bringen.
Nach einem kurzen Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Khénifra, wo morgen ein Souk stattfindet. Auf diesem Souk mitten in den Bergen findet man vor allem Esel und Maultiere, aber manchmal auch sehr spezielle Pferde ...

Wir machen noch einen *kleinen Umweg*, um bei einem Züchter eine mausfalbe Stute mit OMCB-Papieren anzuschauen ... eine richtige Seltenheit, da Pferde dieser Fellfarbe fast nie Papiere haben. Der *kleine Umweg* entpuppt sich als eine mehr als 2-stündige Reise durch die Berge. Die Stute ist etwas mager, aber schön, ihr Fohlen gut gebaut und voller Energie und der graue Junghengst wird toll ... Schnell wird ein Tisch in die Pampa gestellt und Minzetee mit Gebäck angeboten. Die Preisverhandlungen gestalten sich schwierig und so fahren wir vorerst unverrichteter Dinge weiter.
In den Bergen braut sich ein heftiges Gewitter zusammen ... der Himmel ist tiefschwarz und der Wind nimmt stetig zu. Die Landschaft Richtung Khénifra ist jedoch atemberaubend schön! Als wir dann während unserer Reise einen Stopp fürs Mittagessen einlegen, erwischt uns der Sturm ... sandige Sturmböen fegen über die Terrasse, es regnet stark und das Gewitter entlädt sich grollend über den Bergen ...

Gegen Abend kommen wir dann endlich in Khénifra an und checken in unser schönes Hotel mit Swimmingpool ein. Da ich mir irgendwo zwischen Settat und hier den Magen verdorben habe, verzichte ich auf das Abendessen mit Henri und Abdel und lege mich erschöpft vom langen Fahren schlafen.
Sonntag, 29. Mai 2022 - Tag 5
Nach dem Frühstück gehen wir auf den Souk und treffen wieder Maati, der uns eine Stute und ihr Fohlen zum Kauf anbietet. Die Stute ist allerdings bereits 17-jährig, also zu alt für uns. Nach einem Rundgang durch den Souk, einem Minzetee mit Maati und einem mit den Berbern geteilten, leckeren Frühstücksomelett verlassen wir den Souk.

Dieses Mal finden wir kein Pferd in Khénifra. Aber hier in den Bergen sind die Tiere wesentlich besser genährt und auch der Umgang ist um einiges anständiger als in Settat. Hier ein paar Bilder ...
Bei meiner Ankunft in Meknès hat Abdel mir das Video eines bildschönen, aschfarbenen Palomino-Fohlens gezeigt, welches in unbedingt live sehen will. Abdel hat den Besitzer kontaktiert und wir können das Fohlen heute in Fes anschauen. Also machen wir uns auf den Weg ...

Nach ein paar Stunden Fahrt über die Ski-Station Ifrane vorbei an genialen Landschaften mit rosa blühenden Oleanderbüschen, kargen Felsen, riesigen Obstplantagen, dicht bewaldeten Bergen, komischen Strassenschildern und am Strassenrand angebotenen Kirschen (da konnten wir einfach nicht nein sagen ...) kommen wir in Fes an.
Nach einem leckeren Mittagessen besuchen wir den Züchter. Aber wie so häufig in Marokko scheint auch dieses Mal ein Missverständnis vorzuliegen. Der Züchter hat zwar unter anderem auch zwei Palomino-Fohlen, aber keine Spur des gesuchten 2-jährigen Stutfohlens. Trotzdem schauen wir uns die schönen Pferde des Züchters am Stadtrand von Fes gerne an.

Henri ist an den beiden 1-jährigen Palomino Stutfohlen interessiert und bittet den Züchter um ein Preisangebot die nächsten Tage.
Nach einem Anruf stellt sich heraus, dass das gesuchte Fohlen *ganz in der Nähe* steht (langsam werde ich vorsichtig, was die Distanzen in Marokko angeht) ... Also fahren wir los über die Berge zurück in Richtung Meknès und hoffentlich nun zum Züchter des richtigen Fohlens *smile* ... Nach knapp einer Stunde Fahrt über die Berge, *PS: ganz in der Nähe*, einigen Irrwegen und mehreren Anrufen kommen wir endlich dort an.

Das Haus des Züchters steht auf einem Berg und er hat von dort aus die schönste Aussicht, die ich je in Marokko gesehen habe!
Der nette Besitzer bittet uns herein und zeigt uns das 2-jährige, aschfarbene Jungpferd. Sie ist ein Traum und heisst NWARAT IBSAIS! Möglicherweise wird sie diese Farbe nicht behalten, aber sie besticht mich durch ihren Charakter, ihren Berber-Typ und ihr wunderschönes Exterieur.

Der Züchter verdient seinen Lebensunterhalt mit der Mast von Schafen und besitzt eine schöne Zuchtstute, mit welcher er wohl jedes Jahr ein Fohlen zieht ... und ein wunderhübsches Muli! Zwei gemütliche Aidis bewachen sein Haus. Ausserdem hat er Luzerne, welche Abdel dringend für unsere Pferde in Bouderbala benötigen würde. Ich denke, wenn wir das Fohlen kaufen, bekommt Abdel die Luzerne ... so läuft das in Marokko! Ich verspreche dem Züchter eine Antwort bis morgen ...
Glücklich, dass ich die kleine NWARAT doch noch kennenlernen durften aber total müde von der langen Fahrerei in den Bergen machen wir uns auf den Heimweg nach Meknès.

Abdel informiert uns, dass die gestern gekaufte Rappstute vom Souk in Settat in der Quarantäne-Station angekommen ist und wir wollen noch schnell schauen, ob sie in Ordnung ist. Ich nutze die Gelegenheit, ein paar Fotos der Pferde zu knipsen. Die neue Schwarze ist todmüde, hat die lange Reise aber unverletzt überstanden!

Anschliessend gehe ich mit Henri und Abdel noch schnell etwas essen in der Stadt. Es war ein langer Tag heute ...




Montag, 30. Mai 2022 - Tag 6
Der letzte Tag unserer Reise nach Marokko gehört unseren Pferden! Ich habe viel nachgedacht diese Nacht ... Welche Pferde soll ich mit in die Schweiz nehmen? Wie viele kann ich mir leisten? Habe ich Platz und Zeit für mehr als 3 Tiere? ... Fragen, über welche sich mein Kopf und mein Herz heftig streiten *smile*.

Nach einem leckeren Frühstück im Hotel, von welchem wir natürlich auch etwas für das kleine Hotelkätzchen Pipip abzweigen, machen wir uns auf den Weg nach Bouderbala zu unseren Pferden. Hannah kümmert sich um die Welpen unseres Pferdepflegers und bringt ihnen, ihrer Mutter und den beiden Junghunden Futter mit.
Abdel und Henri haben noch Besorgungen zu erledigen und so profitieren wir von der freien Zeit, um unsere Pferde etwas näher kennen zu lernen, damit wir anschliessend besser entscheiden können, welche Pferde mit uns in die Schweiz kommen.

ZOUINA, Araber-Berber Stute, 7-jährig, ohne OMCB-Papiere, mausfalb


ZOUINA macht toll mit, möchte aber vor allem essen. Also lassen wir sie nach einer kurzen Lektion an der Longe ein wenig grasen. Als Ailen sich auf ihren Rücken setzt, bleibt ZOUINA total ruhig und läuft anschliessend zufrieden und motiviert eine Runde neben mir her. Ich mag diese sanfte, liebenswerte Stute sehr.

Um mich definitiv zu entscheiden möchte ich FJBILA, die schöne Braune mit dem traurigen Blick besser kennenlernen. Also nehmen wir sie als Nächste auf den Platz.

FJBILA, Araber-Berber Stute, 8-jährig, mit OMCB-Papieren, dunkelbraun
FJBILA macht gut mit, zeigt jedoch Charakter, als ich sie an der Longe nicht fressen lasse. Sie ist intelligent und lernt schnell ... ich mag dieses Pferd! Als Ailen versucht aufzusteigen wird FJBILA nervös und Ailen steigt wieder ab. Beim zweiten Versuch, sich über ihren Rücken zu lehnen macht FJBILA dann gut mit. Laut Vorbesitzer ist sie einfach zu reiten.

Nun bin ich sehr neugierig auf die neue Rappstute, welche wir vor 2 Tagen auf dem Souk von Settat gekauft hatten. Heute ist sie aufgeweckter als gestern und ich möchte gerne ein wenig mit ihr arbeiten. Abdel und ich haben ihr den Namen IZZATE gegeben, was *Würde oder Selbstachtung* bedeutet.

IZZATE AL BASSATINE, Araber-Berber Stute, 7-jährig, ohne OMCB-Papiere, Rappe
IZZATE macht heute sehr gut und interessiert mit. Sie will alles richtig machen und auch als Ailen sich auf ihren Rücken setzt, bleibt sie ruhig und läuft gelassen mit mir eine Runde über den Platz. IZZATE ist noch sehr müde und trotzdem bereit, mit mir zu arbeiten. Sie hat einen äusserst liebenswerten, feinen Charakter und mit ein paar mehr Kilos auf den Rippen wird IZZATE bestimmt ein wunderschönes Pferd.

Als letztes Pferd nehmen wir noch CARSSA und ihr Fohlen auf den Platz ...

CARSSA, Araber-Berber Stute, 9-jährig, mit OMCB-Papieren, Brandfuchs
Obwohl ich mich bereits für sie entschieden habe möchte ich sehen, wie sie sich an der Longe anstellt. Das Reiten werden wir dann in der Schweiz ausprobieren, ohne zappeliges Fohlen. CARSSA braucht etwas mehr Hilfestellung beim Longieren, macht aber motiviert und aufmerksam mit. Ich bin nach wie vor überzeugt von dieser hübschen Stute!

Da wir schon bald mit Abdel und Henri in Bouderbala verabredet sind, haben wir leider keine Zeit mehr Pascale's Pferde nochmals auf den Paddock zu nehmen. Aber für ein paar Karotten und Streicheleinheiten in der Box reicht die Zeit noch ... Der kleine IAZID ist noch ziemlich schüchtern, aber langsam wird er mutiger und lässt sich sogar einen kurzen Moment von mir streicheln *smile*.
Schweren Herzens verlassen wir unseren Quarantäne-Stall und fahren nach Bouderbala, um Abdel und Henri zu treffen und meinen Mietwagen reinigen zu lassen. Nach einem letzten Minzetee bei angeregten Gesprächen mit Abdel und Henri müssen wir uns leider schon wieder von unseren lieben Freunden sowie den Pferden, welche uns bereits ans Herz gewachsen sind, verabschieden.

Wir fahren  zurück zum Hotel, um ein paar Stunden zu schlafen, bevor wir um 02h00 die lange Strecke zum Flughafen Menara in Marrakesch unter die Räder nehmen.

Nach vielen Überlegungen und einem langen Telefongespräch mit meiner Freundin Pascale entscheiden wir uns für folgende Pferde ...

ZOUINA, CARSSA, IZZATE und FJBILA werden zu uns kommen und nach ihrer Sozialisierung und Ausbildung zum Verkauf stehen. Pascale hat das Stutfohlen NWARAT ebenfalls gekauft. Die Kleine wird zu mir aufs Gestüt kommen, steht aber im Moment nicht zum Verkauf.

TOUBA und ihr Sohn IAZID werden ebenfalls in die Schweiz kommen und bei Pascale leben. IAZID bleibt bei Pascale, seine Mutter TOUBA wird voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt zum Verkauf stehen.

ZOUINA, Araber-Berber Stute ohne OMCB-Papiere, 7-jährig, mausfalb
CARSSA, Araber-Berber Stute mit OMCB-Papieren, 9-jährig, Brandfuchs
IZZATE, Araber-Berber Stute ohne OMCB-Papiere, 7-jährig, Rappe
FJBILA, Araber-Berber Stute mit OMCB-Papieren, 8-jährig, dunkelbraun
NWARAT IBSAIS, Araber-Berber Stutfohlen mit OMCB-Papieren, 2-jährig, aschfarben
TOUBA, Araber-Berber Stute ohne OMCB-Papiere, 4-jährig, dunkelbraun
IAZID, Araber-Berber Hengstfohlen ohne OMCB-Papiere, 1-jährig, mausfalb
Die Pferde werden Ende Juli / Anfang August 2022 bei uns eintreffen. Ich freue mich schon sehr darauf, sie besser kennen zu lernen und mit ihnen zu arbeiten!

Es war eine erfolgreiche Woche und einmal mehr komme ich mit tollen Pferden zurück in die Schweiz, auch wenn es nicht 3, sondern 5 sind und die Fellfarben nicht wirklich dem entsprechen, was ich eigentlich gesucht hatte *smile*. Ich bin sicher, auf jedes dieser genialen Pferde wartet genau der richtige Besitzer in der Schweiz und ich bin glücklich, diesen Pferden eine schöne Zukunft bei netten Menschen bieten zu können!

Dienstag, 31. Mai 2022 - Tag 7
Es ist 01h30 und ich bin nicht wirklich glücklich jetzt nachts 6 Stunden auf den marokkanischen Strassen Richtung Süden zu fahren ... Der Weg ist lang, die Lichter meines Mietautos schwach, die Mädels schlafen, Ailen navigiert und hält mich wach. Ausser einer lebensmüden Schildkröte mitten auf der Autobahn, welcher ich mit einem wagemütigen Ausweichmanöver das Leben retten kann, begegnen wir zum Glück keinen weiteren Tieren.

Wir kommen pünktlich um 08h00 an und geben unser Mietauto zurück. Am Flughafen Menara ist wie immer viel los. Nach einer kleinen Ewigkeit von etwa 2 Stunden Wartezeit in der Schlange bei der Passkontrolle können wir endlich und auf den letzten Drücker unser Flugzeug besteigen.

Ich schlafe sofort ein! Als ich das nächste Mal aufwache, sehe ich die Meeresenge von Gibraltar durchs Fenster ... eben waren wir noch in Afrika, jetzt schon wieder in Europa!
An dieser Stelle ein herzliches DANKESCHÖN unseren lieben Helfern Inka, Mimi, Muri, Selina, Muriel, Jana, Julia und Bigi, welche uns diese Reise ermöglicht haben und sich mit vollem Einsatz um unsere Pferde und das Gestüt zuhause gekümmert haben. Ihr seid die Besten!

Das wars schon wieder mit unserem Reisebericht aus Marokko 2022. Wir sind glücklich über die Pferde und Fohlen, welche wir in Marokko gefunden haben. Ich hoffe, ich konnte Euch einen kleinen Eindruck über unsere Arbeit mit und für die marokkanischen Pferde vermitteln. Wenn Ihr an einem der neuen Verkaufspferde interessiert seid, dürft Ihr Euch gerne bei mir melden. Vielen Dank fürs Zuschauen!

Daniela Stettler-Niffeler & das Team Arîj El Fouad


Zurück